Carpe diem
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29 März 2024
I. Aus alten Zeiten
Wie uns die mächtige Ringwallanlage mit Opferschale auf dem Hauptgipfel des Maimont verrät, war unsere Heimat schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit von Menschen besiedelt, was auch mehrere Steinbeilfunde bestätigen. In römischer Zeit bildete der Maimont einen Dreimarker zwischen den keltischen Mediomatrikern im Westen und den germanischen Triboker und Nemeter imSüden und Norden. Im Mittelalter stießen hier am Maimont der fränkische Speyergau, der elsässische Nordgau und der Bliesgau von Metz zusammen, desgleichen die Bistümer Speyer, Metz und Straßburg.
Die älteste schriftliche Urkunde von unserer Gegend stammt vom Jahre 846. Es ist eine Schenkungsurkunde des Klosters von St. Peter und Paul in Weißenburg,
das damals im Wasigenwald im Speyergau die Wälder rings um den Maimont und Wasigenstein als Vermächtnis erhielt. Die Mönche von St. Peter gründeten am Unterlauf des Petersbächel, drunten bei der heutigen St. Ulrichkapelle, die Siedlung PeterIingen, es war die älteste Siedlung unserer Heimat. Die den germanischen Göttern Wodan und Odin geweihten Quellen erhielten von ihnen christliche Namen: Michelsbrunnen und Petersbrunnen.
Um 1150 schenkte Kaiser Barbarossa die Siedlung Peterlingen mit allem Land südlich der Sauer zwischen dem Petersbächel und dem Rösselsbach bei Ludwigswinkel dem Stauferkloster St. Walburg im Heiligen Forst im Elsaß. In verschiedenen kaiserlichen Urkunden wird Peterlingen wiederholt erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte aber ist Peterlingen untergegangen und ganz in Vergessenheit geraten. Die Namen Michelsbrunnen am Florenberg, Petersbrunnen am Biehlerhof und das Bächlein Petersbächel erinnern noch heute an die Mönche von Weißenburg.
II. Der Petersbächlerhof von 1747 -1795
Das heutige Petersbächel wurde im Jahre 1747 während der Regierungszeit von Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt gegründet. Die Gründer von Petersbächel waren Johannes Imhoff und Hans Georg Lautenschläger aus Hirschthal, die hier am Oberlauf des Petersbächel einen Bauernhof errichteten und der zur Gründungszeit Petersbächlerhof genannt wurde.
Seit 1606 gehörte der alte St. Ulrichbann vom ehemaligen Peterlingen zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg und war der Schultheißerei Obersteinbach zugeteilt worden. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ließ die Rentkammer von Hanau-Lichtenberg ein großes Waldstück am Petersbrunnen und am Quellgebiet des Petersbächel fällen. Da diese Waldlichtung fruchtbaren Boden aufwies und auch genügend Wiesen und Wasser vorhanden waren, beabsichtigten zwei Einwohner von Hirschthal, Johannes Imhoff und Hans Georg Lautenschläger, ein Hofgut mit Wohnhäusern, Scheunen und Stallungen hier zu errichten. Die beiden begaben sich daher nach Buchsweiler im Elsaß, der Hauptstadt von Hanau-Lichtenberg und trugen dort ihre Bitte vor.
Die Herren der Rentkammer waren damit einverstanden und am 14. Januar 1747 wurde ihnen folgende Erbverleihungsurkunde ausgehändigt:
»Ich Johannes Imhoffund ich Hanns Georg Lautenschläger von Hirschel (Hirschthal), Wegelnburger Amts, Urkunde und bekenne hiermit, daß von des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Ludwigen,Erbprinzen und Landgrafen zu Hessen ein Stück Land von 75 MorgenAckerland und 25 Morgen Wiesen, gewöhnlichen Lemberger Landmaßes, am Petersbächel, Obersteinbacher Forst gelegen, zu einem Erblehen gegeben und nachfolgender Erbbestandsbrief darüber errichtet worden sei, von Wort zu Wort also lautend:
Erstlichen wird Ihnen, Johannes Imhoff und Hanns Georg Lautenschläger und allen ihren ehelichen Erben und Nachkommen ein Stück Land von 75 Morgen Ackerteid, am Petersbächel, Obersteinbacher Forsts, und 25 Morgen Wiesen, welche ihnen hiernächst ordentlich angewiesen und umsteint werden sollen, zu einem wahren Erblehen dergestalt übergeben, daß sie einen Hof und ein Hofgut darauf erbauen sollen. Zweitens versprechen die Erbbeständer zwei zweistöckige Häuser und die dazugehörigen Gebäude, Scheuer und Stallungen, auf ihren alleinigen Kosten und ohne Zutun gnädigster Herrschaft ohne Anstand zu erbauen und auszuführen, auch in Zukunft in behörigem Bau und Wesen zu unterhalten, wozu ihnen das benötigte Bauholz ordentlich angewiesen und gratis verabfolgt werden solle. Drittens versprechen die Erblehen Beständer vor sich und ihren Erben, das Ackerland und die Wiesen mittels fleißiger Ausstockung und Säuberung bald möglichst auf ihre Kosten in gutem Stand zu setzen. Viertens solle ihnen erlaubt sein, ihr sämtliches Vieh auf denen der Obersteinbacher und Fischbacher Gemeinde angewiesenen Districten zu weiden und dessen soviel als sie mit dem auf dem Erblehen Gutwachsenden Futter überwintern und soviele Schweine, als sie über ihren Trögen erziehen können. Fünftens wird ihnen und ihren Erben und Nachkommen der ohnentgeldliche Genuß des Brenn- und Zaunholzes vergönnt. Sechstens, damit die Erbbeständer auch das vorhandene Bauwesen desto bequemer und leichter durchführen und das ihnen überlassene Land um so eher ausstocken und zum Ackerbau und Graswuchs tüchtig machen mögen, so werden denselben drei Frei jähre verwilligt. Siebtens mehrerwähnten Erbbeständer keine besondere Freiheit, die weiten Botengänge nach Philippsburg, Lemberg und anderen entlegenen Orten allein ausgenommen, versprochen wird. Achtens haben sich die Erbbeständer verbindlich gemacht, für die Einräumung und den Genuß dieses Erblehen Gutes und zwar von den 75 Morgen Ackerland je 3 Gulden der Morgen, mit 225 Gulden und von den 25 Morgen Wiesen je 4 Gulden der Morgen, 100 Gulden, zusammen 325 Gulden an Ehrschatz in drei Jahresterminen zu bezahlen haben. Nach Verfließung der drei Freijahre jährlich auf Martini und zwar 1750 erstmals zusammen 32 Gulden und 5 Schilling zu einem beständigen erheblichen Zins zur Amtsschaffnei Lemberg richtig abzuführen haben.In Urkund dessen ist gegenwärtiger Erblehensbrief mit dem größeren Fürstlichen Rentkammer Insiegel bekräftiget und unterschrieben und den Erbbeständern zugestellt worden.
So geschehen, Buchsweiler, den 4. Januarii 1747
Der Grund und Boden des Hofes am Petersbächel wurde von Feldmesser Schmidt von Buchsweiler anschließend vermessen und umsteint. Gar mühevoll waren die Rodungsarbeiten der neuen Erbbeständer, so daß der alte Petersbächlerhof bald in 2 Hofhälften und schließlich in 4 Erbbestandsgüter aufgeteilt wurde.
Im Jahre 1759 wurde von Johannes und Matthias Bertram, die bisher auf dem alten Petersbächlerhof als Schirmer gelebt hatten, der Unterpetersbächlerhof gegründet. In einem Erbbestandsbrief vom 29. Oktober 1759 wurde ihnen 50 Morgen Ackerland unterhalb des alten Petersbächlerhofes in Erbbestand gegeben. Dieser Hof wurde zur Zeit seiner Entstehung der neue Petersbächlerhof, später aber Unterpetersbächlerhof genannt. Im Volksmund heißt dieser Hof auch Krottenhof, weil dort die Waldabteilung Krottenteich liegt.
Als am 24. Dezember 1764 in Schönau bei dem uralten Eisenwerk, welches im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war, der Hochofen von Direktor Roechling wieder angezündet wurde, fanden auch viele Männer vom Peters- bächlerhof als Arbeiter im Eisenwerk oder als Köhler Arbeit und Brot, so dass sich der alte Petersbächlerhof bis zur Französischen Revolution im Jahre 1792 zu einem kleinen Dörflein vergrößert hatte.
Da das Konsistorium in Buchsweiler jedes Jahr auch einen größeren Betrag zur Lehrerbesoldung beisteuerte, wirkte hier schon seit 1770 ein Schuldiener, der in einer alten Blockhütte hauste, handwerkte und die Kinder unter- richtete. Doch dieses Schulhaus war 1778 so baufällig geworden, dass die Erbbeständer und Schirmer beschlossen, ein neues Schulhaus zu bauen. Sie erbaten von Landgraf Ludwig IX. soviel Bauholz als zur Erbauung eines einstöckigen Häuschens samt Stallung erforderlich war. Im Jahre 1779 erfüllte der Landgraf ihre Bitte.
Diese beiden Höfe, der alte Petersbächlerhof und der Unterpeterstöchlerhof lagen im Obersteinbacher Forst und gehörten zur Schultheißerei (Bürger- meisteramt) Obersteinbach, das wiederum zum Reichsamt Lemberg gehörte. Die Katholiken der beiden neuen Höfe gingen am Sonntag aber nicht in ihre Pfarrkirche nach Obersteinbach, worüber sich der dortige Pfarrer beschwerte, sondern sie gingen nach Fischbach zum Gottesdienst und entrichteten dem Pfarrer von Fischbach ihre Zehnten und ließen von ihm ihre Kinder taufen, die Brautpaare vermählen und ihre Toten bei der St. Ulrichs- kapelle beerdigen. Die Protestanten vom Petersbächlerhof gingen am Sonntag nach Obersteinbach in die neue, von Landgraf Ludwig erbaute Kirche und wurden auch dort beerdigt.
III. 1795 Commune de Petersbächel —Gemeinde Petersbächel
Als zur Zeit der Französischen Revolution die französischen Nationalgardisten im Jahre 1792 bis an die deutsch-französischen Grenzdörfer vorstießen, beschloss der Nationalkonvent, die Grenznachbarn aufzufordern, unter dem Schutz von Frankreich, die Freiheit von ihren Landesherren zu gewinnen. Die Einwohner von Obersteinbach waren die ersten, die dieser Aufforderung folgten. Gemäß ihrer Abstimmung wurden sie mit den Einwohnern des Petersbächlerhofes mit Frankreich vereinigt und dem Departement de la Moselle (Lothringen) zugeteilt. Im Jahre 1795 erhoben die Franzosen den Petersbächlerhof zu einer neuen, selbständigen Gemeinde und nannten diese »Commune de Petersbächel«, Gemeinde Petersbächel. Der 1. Bürgermeister (Maire) von Petersbächel war Michael Krieg. Die Geburts-, Heirats- und Sterbeakten wurden im Gemeindehaus der Gemeinde Petersbächel von dem öffentlichen Beamten der Gemeinde, Michael Sulzberger, in deutscher Sprache ausgestellt, der Kopf der Akten war französisch vorgeschrieben.
Nach Napoleons Sturz wurden im Jahre 1814 die Gemeinden Obersteinbach und Petersbächel, die bisher zum französischen Kanton Bitsch gehörten, dem Kanton Pirmasens und im Jahre 1816 dem Kanton Dahn zugeteilt. Am 1. Mai 1816 wurde die Pfalz mit dem Königreich Bayern vereinigt, somit wurden die Einwohner von Petersbächel und Obersteinbach bayerische Untertanen.
1825 Grenzabkommen zwischen Bayern und Frankreich Obersteinbach wird französisch — Petersbächel bleibt deutsch.
Im zweiten Pariser Frieden 1815 verlor Frankreich seine Festung Landau und musste im Steinbachtal auch Niedersteinbach mit Wengelsbach und den Frönsburger Wald an Deutschland abtreten. Somit war das ganze Steinbachtal mit den Dörfern Niedersteinbach und Obersteinbach, von der Sauer im Osten bis zum Grenzstein des Departement de la Mosell bei Stürzelbronn im Westen, wieder deutsch geworden. Mit dieser Abtretung im Steinbachtal war aber Frankreich nicht einverstanden, weil die französischen Truppen, wenn sie von der Grenzfestung Bitsch nach der Festung Weißenburg marschieren wollten, deutsches Gebiet passieren mussten. Frankreich wollte den wichtigen nördlichen Pass von Elsaß nach Lothringen ganz in seine Hand bringen. Im Grenzabkommen zwischen Frankreich und Bayern im Jahre 1825 musste Bayern das ganze Steinbachtal an Frankreich wieder abtreten, Obersteinbach und Niedersteinbach wurden französisch.
Nur die Dörfer Petersbächel und Ludwigswinkel, die im Obersteinbacher Forst lagen, konnte Bayern retten, sie blieben deutsch. Dem Bischof von Speyer wurde vorgeschlagen Petersbächel und Ludwigswinkel, die noch immer zur Pfarrei Obersteinbach gehörten, mit der Pfarrei Schönau oder Fischbach zu verbinden.
IV. 1828 Die Gemeinde Petersbächel wird mit Fischbach vereinigt
Durch den Regierungspräsidenten der Pfalz, Josef von Stichaner, wurde im Jahre 1828 die Gemeinde Petersbächel mit Fischbach vereinigt. Die Urkunde darüber lautet:
Im Namen Seiner Majestät des Königs!
Der unterm heutigen über die Vereinigung der Gemeinde Petersbächel mit jener von Fischbach gefaßte Beschluß wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht.
1. Die Gemeinde Petersbächel wird jener von Fischbach mit dem 1 Januar 1829 einverleibt.
2. Die beiderseitigen Gemarkungen werden in einen gemeinschaftlichen Bann vereinigt und es soll, vom Etatsjahr 1829—1830 an nur eine Steuerrolle für beide Orte bestehen.
3. Vom 1. Januar 1829 an werden die Akten des Zivilstandes von den Einwohnern zu Petersbächel in die Register der Gemeinde Fischbach eingetragen.
4. Vom 1. Januar 1829 an soll kein besonderer Gemeinderat mehr in Petersbächel bestehen. Die 2 ältesten Glieder des dermaligen Gemeinderates treten in jenen von Fischbach ein.
5. Für die polizeilichen Funktionen bleibt immer ein besonderer Adjunkt in Petersbächel.
6. Es soll in Petersbächel fortwährend ein besonderer Feldschütz bestellt werden. Das k. Landkomissariat hat den Bezirk zu bestimmen, welcher seiner Hut anvertraut ist.
Speyer, den 24. Oktober 1828 Königl. Bayer. Regierung d. Rheinkreises, Kammer des Innern.
gez. von Stichaner Regierungspräsident der Pfalz
Seit dieser Zeit ist Petersbächel eine Annexe von Fischbach.
Seit 1606 war die Sauer die Grenze zwischen der Grafschaft Hanau-Lichtenberg und dem Gebiet der Dahner Ritter des Hochstiftes Speyer und somit war die Sauer auch die Grenze zwischen den Gemeinden Peters- bächel und Fischbach. Durch die Einverleibung der Gemeinde Petersbächel mit seinem Bann, es war der uralte St. Ulrichsbann von Peterlingen, zur Gemeinde Fischbach, kam auch die St. Ulrichskapelle im Jahre 1828 an das Bistum Speyer. Die Erbauer der St. Ulrichskapelle waren nicht die Mönche von Stürzelbronn, sondern die Mönche des Stauferklosters St. Walburg im Elsaß. Die Madonna in der Kapelle, es ist die wertvollste des Bistums Speyer, ist die uralte Madonna des Klosters Stürzelbronn, die in den Zeiten der Französischen Revolution hierher in die St. Ulrichskapelle gerettet wurde.
Heute sind die Fachwerkhäuser von Alt-Petersbächel alle verschwunden, die frohen Lieder der Jugend in den Maistuben verstummt, das Butterfaß aus den Küchen verbannt. In den Wäldern sind die Kohlenmeiler längst erloschen. Nur die Hirtengaß in Petersbächel, die alte Linde beim Unterpetersbächlerhof und die Waldabteilung Kühunger erinnern noch an die alten Zeiten.
V. Der Kampf um den Maimont
Am Pfingstmontag 1940
Von der Höhe des Maimont, dem Grenzberg zwischen Deutschland und Frankreich, grüßt weithin sichtbar das Friedenskreuz in friedliche Täler. Mitten im ehemaligen Kampfgelände steht dieses Kreuz zum Gedenken an die Toten beider Nationen, die hier zu Beginn des zweiten Weltkrieges beim Kampf um den Maimont am Pfingstmontag, dem 13. Mai 1940, den Soldatentod starben.
Es war nicht der erste Kampf, der auf dem Rücken des Maimont ausgefochten wurde. Wie uns der Ringwall aus vor- und früh- geschichtlicher Zeit auf den Maimonthöhen verrät, ist der Maimont ein uralter Kampfberg. Auch der siegreiche Kampf Walthers von Aquitanien gegen die Recken des Königs Günther von Worms zur Zeit der Völkerwanderung, wie es die Waltharisage beschreibt, fand vor dem Eingang des Ringwalles auf demselben Maimont statt, woran uns das Mosaikbild von Walther und Hildegunde an der Stirnseite der Walthari-Schule in Petersbächel erinnert.
Der Maimont war auch Zeuge der Versöhnung von Walther, Günther und Hagen, den Gegnern des Walthariliedes. Und heute ist der Maimont wiederum Zeuge der Versöhnung zweier Kulturvölker, Deutschland und Frankreich. Friedlich begegnen sich auf dem Maimontgipfel am Friedenskreuz deutsche und französische Wanderer, um sich an den Naturschönheiten diesseits und jenseits der Grenze zu erfreuen. Im Geiste der Versöhnung soll auch nachstehend der Kampf um den Maimont und seine Vorgeschichte aus vorliegenden Unterlagen geschildert werden.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges wurde die Grenzbevölkerung im Bereiche des Westwalles evakuiert. So mussten auch die Bewohner der Grenzdörfer im Sauertal, Petersbächel, Fischbach, Gebüg, Schönau, Ludwigswinkel und Hirschthal am 1. September 1939 in überstürzter Eile ihre geliebte Heimat verlassen und ihren gesamten Besitz im Ungewissen zurücklassen. Die Grenze wurde beim Ausbruch des Krieges nur durch einen schwachen, provisorischen Grenzschutz geschützt. Anfang November 1939 kam aus Niederösterreich über den Truppenübungsplatz Münsingen die 262. Infanterie-Division unter Führung von General der Artillerie Edgar Theisen in den Grenzraum südlich Pirmasens und so auch in das Sauertal marschiert. Diese Einheit wurde auch Steffel-Division genannt, weil sie den Turm des Wiener Stephansdomes als taktisches Zeichen führte. Dem Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst von Brauchitsch, wurden am 23. Dezember 1939 in Dahn vor dem Amtsgericht die Kommandeure der 262. Infanterie-Divisions-Einheiten vorgestellt. Auch Hitler besuchte damals das deutsch-französische Grenzgebiet und war auch in Fischbach.
Im Sauertal verlief die Hauptkampflinie der Sauer entlang, die Linie Petersbächel-Ludwigswinkel war Vorfeld. Das ganze Sauertal war überschwemmt, es war der erste Wasgausee. Die Westwallbunker an der Hauptkampflinie bei Fischbach wurden zum größten Teil erst im Kriegswinter 1939/40 gebaut. Der Vorgeschobene Beobachter der Artillerie lag in unmittelbarer Grenznähe droben auf der Rückseite des Florenberges in der Nähe des bayerischen Windstein. Die Hauptbeobachtungsstelle war in einem Bunker in der Fauner Haardt, am Eingang des Fauertales in der Nähe des »Saarbacherhammer«.
Breit und wuchtig hingelagert, war der Maimont der strategisch wichtigste Punkt im ganzen Frontabschnitt. Er gab von seinen Höhen 491 und 512 dem Gegner einen ausgezeichneten Einblick in die deutsche Landschaft und in das deutsche Stellungsgebiet. In den ersten Monaten des Einsatzes war auf beiden Seiten nur geringe Spähtrupptätigkeit, während die Artillerie sich auf erkannte Ziele einschoß. Sehr unangenehm war es für die deutschen Soldaten, dass über die verlegten Minenfelder vom Vorgänger genaue Pläne nicht vorlagen, was zu eigenen Blutopfern führte.
Nach einem harten Winter zog der Frühling in das Stellungsgebiet, bis der 10. Mai heraufdämmerte, an dem der ganze Westwall in Bewegung geriet und die deutschen Armeen zum Angriff übergingen. So erhielt die Steffeldivision den Befehl, den Maimont zu erstürmen. Oberleutnant Schöne wurde am 11. Mai vom Infanterie-Regiment 462 dazu bestimmt, den Kampfauftrag durchzuführen. Es folgten Nächte, in denen niemand schlief. In der Morgendämmerung am Pfingstmontag, dem 13. Mai 1940, war es dann soweit.
Der Uhrzeiger zeigt auf die X-Zeit 5.05 Uhr. Flüsternd werden Kommandos weitergegeben. Lautlos gehen die Stoßtruppkompanien den Berg an. Ohne Artillerievorbereitung, die den Gegner jäh aus dem Schlaf rütteln und ihm den kommenden Angriff künden würde, im Schutz des Morgengrauens wollen ihn die deutschen Truppen überraschen und vom Zollstock sowie vom Wengelsbacher Hals her in die Zange nehmen. Hinter den Stoßtrupps folgen Pioniere, die den gewonnenen Raum durch Minen sichern sollen.
Ruhig liegt noch der Berg in der Morgendämmerung des Pfingstmorgens. Doch plötzlich wird es auf dem ganzen Berg lebendig. Der Gegner war wachsam und ließ sich nicht überraschen. Schüsse zerreißen die Stille und schon bald schlagen schwere Brocken feindlichen Sperr- und Abwehrfeuers ein. In immer kürzeren Abständen hagelt es Granaten, Infanteriegeschosse zirpen drohend die Hänge hinab und reißen Lückenin die Angriffsfront.
Die gefallenen Soldaten werden auf dem Hauptverbandsplatz an der »Schantz« aufgebahrt und die Verwundeten dort betreut. Zäh und verbissen kleben die Angreifer am gewonnenen Boden und drängen vorwärts. Der Maimont dampft, grau und schwarz quillt der Rauch die Wipfel empor. Nach zweistündigem erbittertem Kampf ist die Höhe 512, der Maimontgipfel mit Ringwall und Opferschale auf der Blumensteiner Seite, in deutscher Hand. 34 Franzosen wurden auf diesem Gipfel gefangen genommen.
Erheblich schwerer war der Kampf um die Höhe 491, der Maimontgipfel mit dem Friedenskreuz auf der Seite von Petersbächel. Inzwischen hatten leichte und schwere Artillerie das Feuer eröffnet und schoss eine Nebelwand hinter den Maimont, um den Gegner zu hindern, aus der Tiefe der Maginot-Linie die Verteidigung des Maimont zu unterstützen. Aktive franzosische Alpenjäger verteidigten ausgezeichnet den Berggipfel und wiesen die deutschen Angreifer mehrmals ab.
Oberleutnant Schöne, der Führer der Kampftruppe, berichtet über den Infanterie-Angriff wie folgt: »Da wir das erste Mal abgeschmiert wurden, habe ich das Bataillon um Feuerunterstützung gebeten und diese dann auch in Form von Infanteriegeschützfeuer erhalten. Wir probierten es dann noch einmal, aber es war wiederum nichts. Der Gegner war in keiner Weise erschüttert, da die Kuppe des Maimont sehr schwer durch Artilleriefeuer zu packen ist und man kaum dort hin schießen kann. Denn die Schusse gingen alle viel zu weit und über die Kuppe rüber. Ich forderte nochmals Artilleriefeuer an und begann dann um 17 Uhr den letzten entscheidenden Angriff, der auch zum Erfolg geführt hat. Wir haben uns unter fortwährendem Maschinen- gewehrfeuer und Werfen von Handgranaten bis dicht an das Drahthindernis herangearbeitet und dieses Drahthindernis unter Feuerschutz eben dieser Maschinengewehre und durch Handgranatenwerfen durchschnitten und sind dann in die Stellung der Franzosen eingebrochen.
Nach fünfzehnstündigem Kampf war der Maimont mit seinen beherrschenden Höhen in deutscher Hand. 75 weitere Gegner streckten ehrenvoll die Waffen. Ein mit großer Tapferkeit auf beiden Seiten geführter Kampf fand damit sein Ende. Im Divisions-Tagesbefehl vom 14. Mai 1940 schrieb General Theisen: »Der Maimont ist genommen! Ich spreche allen an dem schweren Kampf Beteiligten Dank und Anerkennung für die Leistungen aus. Vor unseren gefallenen Kameraden senken wir den Degen. Den Verwundeten wünschen wir baldige Genesung.« Im deutschen Wehrmachtsbericht aber hieß es: »Bei einem Angriff an der Saarfront zeichnete sich der Oberleutnant in einem Infanterie-Regiment, Hans Schöne, mit seiner Kompanie bei der Erstürmung eines beherrschenden Felsenstützpunktes südlich Pirmasens durch hervorragende Tapferkeit aus.«
Was dieser Angriff an Anstrengungen, Mut und Entschlossenheit gefordert hat, kann nur der ermessen, der ihn selbst miterlebt hat. Die gefallenen deutschen Soldaten, unter ihnen Hauptmann Spoerl, wurden auf dem Friedhof in Rodalben beigesetzt, wo sie heute noch ruhen.
Für das Friedenskreuz auf der Höhe des Maimont gilt auch die Präambel zur Namensliste der auf dem Heldenfriedhof in Dahn ruhenden Krieger:
„Möge das Kreuz auf dem Maimont die kommenden Geschlechter mahnen, dass sie ihre kurzen Erdentage nicht vergällen durch Krieg und Zwietracht, dass sie Frieden wahren im eigenen Volk und im eigenen Herzen und dass sie in wahrer Gottesfurcht ihr Leben verbringen, da Hilfe und Heil nur von Gott kommen kann.“
Niedergeschrieben von Karl Unold (+ 1990), Petersbächler Dorfschullehrer und Heimatforscher, veröffentlicht in der Festschrift anlässlich des Heimat- und Feuerwehrfestes im Jahre 1977
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