Carpe diem
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29 März 2024
Wie viel Romantik, wie viele eigenartige, uns allen so unbekannte Arbeit können wir doch erleben und kennenlernen, wenn wir das Glück haben, noch einen der ganz wenigen Köhler zu besuchen und bei seiner Arbeit im stillen, einsamen Wald zuzusehen. Wenn wir auf wenig begangenen Waldwegen wandern, wenn wir Pilze und Beeren suchen, stossen wir vielleicht einmal an eine Stelle im Walde, in der wir tief- schwarzen Boden sehen. Vor vielen, vielen Jahren stand hier ein Holzmeiler, in dem einst immer wieder Holzkohle aus dem Holz
dieses Waldes gewonnen wurde. Überall brannten diese Meiler, da die Holzkohle seit jeher gebraucht wurde: für die Schmelzöfen des Erzes,
für den Goldschmied, zur Färberei und auch für die Heilkunde. Die Großmutter heizte ihr Bügeleisen mit dieser Kohle, sie wurde und wird auch jetzt noch wegen ihrer großen Oberfläche in all den durch das Schwelen entstandenen zahlreichen Poren zum Reinigen von Flüssigkeiten und Gasen und gar vielen Zwecken Gebraucht.
Heute wird die Holzkohle industriell gewonnen, aber die Kohlen aus dem Meiler doch von den Genießern der auf dem Grill fein zubereiteten Spießbraten gerne gekauft. Herrlichste Buchen geben den wundervollsten Schatten hier im stillen Wald, in dem unser Köhler den Meiler errichtet. Gar oftmals baute er hier einen Meiler auf. Eine kreisrunde, schwarze Stelle hat der Köhler schön geebnet und viel schwarze Erde rings am Rande des Kreises zu kleinem Wall aufgeschüttet. Genau in der Mitte baut er nun aus Buchenstangen den Kamin, also die Feuerstelle, auch Quandel genannt, in dem später der Meiler angezündet wird. Nun setzt er etwas Holz um diesen Quandel. Er nimmt dazu kein teures Holz, aber doch gutes.
Alle Hölzer sind einen Meter lang und werden nun ganz eng aneinander gesetzt, senkrecht und später etwas gegen die Mitte zu geneigt. Bald muss er den Quandel um einen Meter erhöhen und nun eine zweite Schicht auf der ersten aufzubauen. Immer grösser wird der Kreis des Holzes und darauf die zweite Schicht. Über 15 Ster Holz sind jetzt im Meiler verbaut.
Nun muss das Holz mit einer feuerfesten Decke ringsum verschlossen werden. Dabei sticht der Köhler mit der Schippe aus dem Waldboden breite, aber nicht zu dicke Rasenstücke aus und setzt sie unten gegen das Holz des Meilers. Den oberen Teil des Meilers schliesst er ab mit Erde aus dem alten Meiler. Das Erddach ist fertig, es muss den Zutritt der Luft abschliessen. Erst jetzt, nach vielen Tagen emsiger Arbeit, kann der Meiler angezündet werden. Von oben her schüttet der Köhler in den Kamin des Meilers fast bis zur Hälfte kalte Holzkohle. Jetzt kommt glühende Holzkohle hinein und nun bis zum Ende wiederum nicht angezündete Kohle. Der Kamin wird zugeschlossen.
Langsam fängt das Feuer an zu schwelen und greift nun auch auf das Holz über, ganz langsam
hin zur Aussenseite des Meilers, auch von oben nach unten. Damit das Feuer bei völliger Luftundurchlässigkeit nicht auslöschen kann, bringt der Köhler ringsherum kleinere Löcher in das Erddach an. Durch sie schwelt das Feuer langsam, kommt aber durch die geringe Luftzufuhr nicht zum Brennen.
Sollte durch starken Wind je einmal ein grösseres Loch in der Umkleidung des Meilers entstehen, würde das schwelende Feuer bald zur hellen Flamme werden und das ganze Holz des Meilers würde zu einem kleinen Häufchen unnutzer Asche verbrennen. Da solch ein Meiler je nach der Grösse 5 bis 8 Tage brennt, muss diese ganze Zeit über der Köhler den Meiler beobachten, muss den aus den eingebohrten Löchern des Erddaches leicht ausströmenden Rauch nachsehen und jedes Einsinken der Erdschicht beheben. So bleibt der Köhler auch des Nacht's in der Nähe des Meilers in seiner Hütte. Voll Stolz hat er sie aus Holz ohne Anwendung eines Eisennagels erbaut. Nach einigen Tagen ist das Feuer erloschen, der Meiler also gar. Jetzt deckt der Köhler die Erdschicht ab, heraus kommt das gleiche Holz, nur jetzt ganz schwarz und mit vielen Sprüngen. Etwa 20 Prozent sind übrig geblieben. Nach Ablöschen mit Wasser wird die fertige Holzkohle in Papiersäcke gefüllt und verkauft.
Aus dem Bericht "Beim letzten Köhler in Petersbächel" von WILLI ALBRECHT, aus dem Heimatkalender 1974.
Auf dem Bild die Brüder Emil und Ludwig Neuhard vor einem aufgeschichtetem Meiler. Beide übten das Köhlerhandwerk bis ins hohe Alter aus.
Noch heute stattfindende Köhlerfeste in benachbarten Gemeinden resultieren aus dem handwerklichen Geschick dieser beiden Männer.
Ludwig Neuhard beim Quandelbau
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